AEM – Eislady - um 1950
Verfasst: Di 17. Mär 2020, 13:47
Als ich gegen Ende der 90er-Jahre zusammen mit einem Freund die Fahrradliteratur aus den Beständen des Deutschen Museums gesichtet habe, hat er mir ein Buch gezeigt, das für die nächsten Jahre eine Art Bibel für mich werden sollte: Den Atlas Deutscher Fahrradmarken. Als ich die ersten Sammler aus Dresden kennenlernte, war ich immer ein wenig neidisch, dass es so viele Räder aus ihrer Heimat gab.
Damals begann mir klar zu werden, dass die meisten Münchner Fahrradhersteller bereits zur Jahrhundertwende aufgegeben hatten. Daher gab es ausser den Wanderer-Rädern aus Haar und einer Reihe von Großhandelsmarken nur sehr selten Räder mit Bezug zu meiner Heimat zu kaufen. Eine Marke aus dem Atlas Deutscher Fahrradmarken hat es mir besonders angetan: Die Firma AEM - Adolph Eis & Co. aus dem nahegelegenen Inning am Ammersee. Und das obwohl ich bis dahin nie ein Rad dieses Hersteller gesehen hatte - aber mir wurde damals erzählt, Eis habe hochwertige Renn- und Sporträder gebaut.
Doch trotz meiner damaligen Bemühungen hat es viele Jahre gedauert, bis ich das erste mal ein AEM-Rad zu Gesicht bekam. Es war ein Damenrad und stand in meiner Nachbarschaft auf der Straße - ich bin nach Hause gelaufen und habe meine Telefonnummer auf einen Zettel geschrieben und das ich das Rad gerne kaufen würde. Doch als ich wieder zurück war, war es weg.
Viele Jahre später bekam ich einen Rennrad-Rahmen in mäßigem Zustand, der mit modernen Mittelklasse-Teilen verbastelt war. Er hatte kein Steuerkopf-Schild mehr, aber auf dem Unterrohr stand in sehr großen Buchstaben "Professional". Ich habe damals mehrere Freunde gefragt, ob sie mir etwas zu dem Rahmen sagen könnten, doch leider waren meine Sammlerkollegen eher an Vorkriegsrädern interessiert und niemand konnte mir weiterhelfen. Das Ding war auch keine Augenweide, denn der goldene Metallic-Lack mit seiner lilanen Lasur hatte ordentlich Patina und so habe ich den Rahmen irgendwann wieder abgegeben. Erst vor ein paar Jahren habe ich dank eines im Netz veröffentlichten Prospekts begriffen, dass es sich um das Top-Modell von AEM handelte.
https://www.flickr.com/photos/velocifer/7065310649
Damals habe ich den lackierten und nicht verchromten Gabelkopf als Hinweis auf ein billigeres Rad gewertet, heute weiß ich es besser
Wieder einige Jahre später habe ich endlich ein weiteres AEM-Rad gesehen, diesmal in der Sammlung eines Freundes – doch der Ärger über die eigene Dummheit, den Professional-Rahmen verkauft zu haben und die jahrelange erfolglose Suche hatten bei mir den Jagdinstinkt einschlafen lassen.
Bis Ende 2019 das Telefon klingelte und eine mir sehr gut bekannte Stimme fragte, ob ich denn Interesse an einem Rad von Adolph Eis habe. Kein Monat später stand das Rad bei mir Danke, dass Du an mich gedacht hast!
Der Sammler-Freund hatte mich auch auf diesen Forenbeitrag aufmerksam gemacht:
https://www.rennrad-news.de/forum/threa ... 56/page-22
Darin heißt es unter anderem:
Um Euch die »saure Gurkenzeit« bis es mit dem Aufbau weiter geht etwas zu versüßen hier ,was mir die freundliche Dame vom Stadtarchiv Inning zum Thema rausgesucht hat :
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Recherchen im Inninger Archiv zu Eis, Adolf, geb. 21.9.1902 in München (F3/48)
26.3.1946: Erlaubnis des Landratsamtes Starnberg/amerik. Militärregierung, den seit 1939
betriebenen Großhandel mit Fahrrädern, Fahrradgroßhandel, Fahrradzubehör,
Werkzeugen, Haushalt- und Eisenwaren sowie landwirtschaftliches Geräten als Teilbetrieb in Inning am Ammersee
26.3.1946 Erlaubnis – siehe oben-...zur Errichtung eines Erzeugungsbetriebes für Fahrräder.
(Zusammensetzung der aus anderen Zonen eingeführten Fahrradbestandteile)
keine Einwände der Gemeinde Inning sowie des Landratsamts Starnberg zu beiden Gestattungen. Hinweis darauf:
Der Antragsteller ist politisch Verfolgter und deshalb besonders zu betreuen. Er war
KZ-Lagerinsasse.
Damit wird die Geschichte des Rades natürlich noch interessanter.
Besonders gut gefällt mir der für ein deutsches Rad sehr untypische Lenker.
Abschließend kann ich nur mit breitem Grinsen sagen: Damenräder scheinen bei Sammlern nicht besonders gefragt zu sein - auch 26"-Modelle sind nicht besonders beliebt und Stücke aus den 50ern sind auch nicht ausserordentlich gesucht. Dieses Rad verbindet alle drei Eigenschaften und ist zumindest für mich etwas ganz besonderes.
Damals begann mir klar zu werden, dass die meisten Münchner Fahrradhersteller bereits zur Jahrhundertwende aufgegeben hatten. Daher gab es ausser den Wanderer-Rädern aus Haar und einer Reihe von Großhandelsmarken nur sehr selten Räder mit Bezug zu meiner Heimat zu kaufen. Eine Marke aus dem Atlas Deutscher Fahrradmarken hat es mir besonders angetan: Die Firma AEM - Adolph Eis & Co. aus dem nahegelegenen Inning am Ammersee. Und das obwohl ich bis dahin nie ein Rad dieses Hersteller gesehen hatte - aber mir wurde damals erzählt, Eis habe hochwertige Renn- und Sporträder gebaut.
Doch trotz meiner damaligen Bemühungen hat es viele Jahre gedauert, bis ich das erste mal ein AEM-Rad zu Gesicht bekam. Es war ein Damenrad und stand in meiner Nachbarschaft auf der Straße - ich bin nach Hause gelaufen und habe meine Telefonnummer auf einen Zettel geschrieben und das ich das Rad gerne kaufen würde. Doch als ich wieder zurück war, war es weg.
Viele Jahre später bekam ich einen Rennrad-Rahmen in mäßigem Zustand, der mit modernen Mittelklasse-Teilen verbastelt war. Er hatte kein Steuerkopf-Schild mehr, aber auf dem Unterrohr stand in sehr großen Buchstaben "Professional". Ich habe damals mehrere Freunde gefragt, ob sie mir etwas zu dem Rahmen sagen könnten, doch leider waren meine Sammlerkollegen eher an Vorkriegsrädern interessiert und niemand konnte mir weiterhelfen. Das Ding war auch keine Augenweide, denn der goldene Metallic-Lack mit seiner lilanen Lasur hatte ordentlich Patina und so habe ich den Rahmen irgendwann wieder abgegeben. Erst vor ein paar Jahren habe ich dank eines im Netz veröffentlichten Prospekts begriffen, dass es sich um das Top-Modell von AEM handelte.
https://www.flickr.com/photos/velocifer/7065310649
Damals habe ich den lackierten und nicht verchromten Gabelkopf als Hinweis auf ein billigeres Rad gewertet, heute weiß ich es besser
Wieder einige Jahre später habe ich endlich ein weiteres AEM-Rad gesehen, diesmal in der Sammlung eines Freundes – doch der Ärger über die eigene Dummheit, den Professional-Rahmen verkauft zu haben und die jahrelange erfolglose Suche hatten bei mir den Jagdinstinkt einschlafen lassen.
Bis Ende 2019 das Telefon klingelte und eine mir sehr gut bekannte Stimme fragte, ob ich denn Interesse an einem Rad von Adolph Eis habe. Kein Monat später stand das Rad bei mir Danke, dass Du an mich gedacht hast!
Der Sammler-Freund hatte mich auch auf diesen Forenbeitrag aufmerksam gemacht:
https://www.rennrad-news.de/forum/threa ... 56/page-22
Darin heißt es unter anderem:
Um Euch die »saure Gurkenzeit« bis es mit dem Aufbau weiter geht etwas zu versüßen hier ,was mir die freundliche Dame vom Stadtarchiv Inning zum Thema rausgesucht hat :
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Recherchen im Inninger Archiv zu Eis, Adolf, geb. 21.9.1902 in München (F3/48)
26.3.1946: Erlaubnis des Landratsamtes Starnberg/amerik. Militärregierung, den seit 1939
betriebenen Großhandel mit Fahrrädern, Fahrradgroßhandel, Fahrradzubehör,
Werkzeugen, Haushalt- und Eisenwaren sowie landwirtschaftliches Geräten als Teilbetrieb in Inning am Ammersee
26.3.1946 Erlaubnis – siehe oben-...zur Errichtung eines Erzeugungsbetriebes für Fahrräder.
(Zusammensetzung der aus anderen Zonen eingeführten Fahrradbestandteile)
keine Einwände der Gemeinde Inning sowie des Landratsamts Starnberg zu beiden Gestattungen. Hinweis darauf:
Der Antragsteller ist politisch Verfolgter und deshalb besonders zu betreuen. Er war
KZ-Lagerinsasse.
Damit wird die Geschichte des Rades natürlich noch interessanter.
Besonders gut gefällt mir der für ein deutsches Rad sehr untypische Lenker.
Abschließend kann ich nur mit breitem Grinsen sagen: Damenräder scheinen bei Sammlern nicht besonders gefragt zu sein - auch 26"-Modelle sind nicht besonders beliebt und Stücke aus den 50ern sind auch nicht ausserordentlich gesucht. Dieses Rad verbindet alle drei Eigenschaften und ist zumindest für mich etwas ganz besonderes.